“Gehe ich vor dir, dann weiß ich nicht,
Afrikanisches Sprichtwort
ob ich dich auf den richtigen Weg bringe.
Gehst du vor mir, dann weiß ich nicht,
ob du mich auf den richtigen Weg bringst.
Gehe ich neben dir,
werden wir gemeinsam den richtigen Weg finden.”
Trauer ist etwas ganz persönliches und oftmals verlieren sich in einer Partnerschaft die Wege während des Trauerprozesses. Was nur soll man machen, wenn der eigene Partner plötzlich um den Tod seiner Mutter oder seines besten Freundes trauert?
Besonders schwierig wird es, wenn beide Partner gleichzeitig trauern. Wenn Beide unterschiedlich trauern und dabei vom gemeinsamen Weg abkommen. Wenn Einer bereits weitergeht, während der Andere zurückbleibt. Wenn der Eine den Anderen blockiert oder beschuldigt.

Was bedeutet eigentlich Trauer? Trauer ist ein sehr starkes Gefühl. Wir trauern beispielsweise, wenn wir einen nahestehenden Mensch verlieren. Trauer kann allerdings bereits beginnen, wenn wir von einem bevorstehenden Verlust erfahren. Es gibt keine festen Regeln für die Trauer, sie kann Monate bis Jahre dauern.
Verlust und Trauer sind Weggefährten, die einander brauchen. Ein Verlust ohne Trauer hält die begleitenden Gefühle im Inneren; Verdrängung und Gefühle wie Wut, Schuld und im schlimmsten Fall ein Rückzug aus dem Leben bleiben präsent. Die Trauer wird nicht richtig zugelassen, eine Verarbeitung ist nicht möglich und die „normale“ Trauer kann sich zu einer pathologischen Trauer entwickeln.
Wieso trauert man bei einer Fehlgeburt? Bei einer Fehlgeburt hat der Verlust einen besonderen Charakter. Die Eltern trauern nicht um eine bestimmte Person, die sie bereits kannten. Vielmehr bezieht sich die Trauer auf den Verlust von zukünftigen Träumen, Vorstellungen und Visionen. Dieser Verlust kann genau so schwerwiegend und traumatisch sein, wie der Verlust eines geliebten Menschen.

Oftmals teilen die Partner die Träume und Vorstellungen: von einer kleinen Familie, von dem neuen Zuwachs, einem Baby. Umso wichtiger ist es, darüber zu reden, über die Ängste, die Schuldgefühle, über den Verlust der gemeinsamen Vision und gemeinsam zu trauern.
Denn nur dann ist der Weg gebahnt wieder von Neuem träumen zu können.
Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat.
Marie von Ebner-Eschenbach